· 

AUSTRALIS Kreuzfahrt 16. - 20. November 2015

Wir haben es gewagt und die Kreuzfahrt von unterwegs gebucht. Man ist ja schliesslich nur einmal im Leben am südlichsten Punkt der Welt. Nach dieser Reise gibt es nur noch Wasser und Brot damit wir unser Reisebudget wieder aufholen ;-). Nein nein sooo schlimm wird es nicht. 

Wenn man noch nie auf einer richtigen Kreuzfahrt war hat man keine Ahnung wie das ganze abläuft. Gut das Schiff die Via Australis ist nicht vergleichbar mit einem riesen Kreuzfahrtdampfer wie der Queen Mary, sie fasst nur 136 Passagiere und 45 Besatzungsmitglieder, trotzdem gibt es auch hier ein sogenanntes Checking und Registrierungsverfahren. Da wir zusätzlich auf dem Schiff in ein anderes Land einreisen, gibt es weiteren Papierkram zu erledigen. Alles verlief jedoch reibungslos. Das Gepäck war abgegeben und wir hatten den ganzen Tag in Ushuaia zur Verfügung bis wir am Abend an Bord gehen durften. Wir starteten erneut einen Versuch Regenhosen zu finden..

Regenhosen haben wir nicht wirklich gefunden, dafür sogenannte wasserabweisende Hosen, man nennt diese auch "Skihosen" ;-). Für mich gabs noch eine Mütze, Handschuhe und eine coole Sherpa Jacke und wir waren gerüstet für die nächsten sehr kalten Tage. Warum man dies auf einem Kreuzfahrtschiff benötigt, seht ihr dann weiter unten im Artikel. 

Die restlichen Stunden in Ushuaia verbrachten wir im Maritimen Museum. Dieses Gebäude diente in der Kolonialzeit als Gefängnis und wurde von rückfälligen Straftätern erbaut. Die ersten 14 Sträflinge erreichten Ushuaia im Januar 1896. Man wollte mit diesen Sträflingen kolonialisieren. Über die Jahre hinweg wurden Schwerverbrecher in diesem Gefängnis untergebracht. Das System welches eingesetzt wurde war auf Arbeit-gegen-Entlohnung. Das Gefängnis betrieb 30 verschiedene Arbeitsbereiche. Mit den Werkstätten wurden die Bedürfnisse des Gefängnis befriedigt und sie dienten der ganzen Stadt Ushuaia. Ausserhalb des Gefängnisses wurden die Häftlinge unteranderem für den Strassenbau oder die Abholzung von Wäldern eingesetzt. Auf diese Weise entstand auch 1910 die südlichste Bahnstrecke der Welt. Diese hatte eine Länge von 25 Kilometern und lief seitlich entlang der Strasse Maipú, durch das Lager Monte Susana, und teilte sich in zwei verschiedene Richtungen dorthin, wo sich heute der Nationalpark Tierra del Fuego befindet. Die Bahnstrecke ist heute nicht mehr in Betrieb. Man erfährt noch vieles mehr in diesem Muesum auch über die vielen Schiffe welche hier angekommen sind etc. doch diese Infos würden nun definitiv meinen Blog sprengen ;-).

Montag, 16. November 2015 - Boarding - Welcome Apéro - Ushuaia - Beagle-Kanal - Puerto Navarino

Um 17.30 Uhr war es endlich soweit und wir konnten aufs Schiff. Dieses wird nun für 5 Tage und 4 Nächte unser zu Hause sein. Beim einsteigen gibt man den Pass vertrauensvoll an der Empfangstheke ab und bekommt diesen, wir hoffen mal ;-), am Ende der Reise wieder zurück.

Wir bekamen Kabine 212 und das Gepäck war auch schon da. Dazu kann man sagen, dass es auf diesem Schiff nur Aussenkabinen gibt. Ein grosses Fenster bietet einen tollen Ausblick. Ich bin gewappnet mit Stugeron und meinen Sea-Bands an beiden Armen und bin guter Hoffnung, dass ich diese Seereise ohne Zwischenfälle überstehe. Bereits um 18.15 Uhr lud der Captain und die Besatzung zum Willkommenstoast ein. Ich blieb vorerst beim Mineralwasser, man weiss ja nie. Danach gab es eine Einführung in die Sicherheitsvorkehrungen, zum Leben an Board und die erste Infoveranstaltung zum "Kap Hoorn". Auf dem Schiff war alles inklusive, auch der Alkohol, dazu mehr später ;-). Um 19.45 Uhr liefen wir aus dem Hafen von Ushuaia aus, vorerst mal byebye Argentina und in ca. 2h welcome Chile. Denn um ca. 22.00 Uhr überqueren wir mit dem Schiff die imaginäre Grenze, dann wird auch offiziell in Puerto Navarino der Stempel in den Pass gesetzt ;-). Beim anschliessenden Willkommensabendessen verwöhnte uns die Küche  so richtig. An unserem 9er Tisch fanden Christoph + Joelle, ein Paar aus dem Zürcher Oberland, Sandra und Roland aus Meggen und drei Franzosen Platz. Schnell hat man sich bekannt gemacht und war in verschiedene Gespräche vertieft. In dieser ersten Nacht hab ich soo tief geschlafen und vom Seegang nichts mitbekommen, die Betten sind wirklich super.

Dienstag. 17. November 2015 - Kap Hoorn - Wulaia Bucht

Der Sonnenaufgang um 5.14 Uhr am Kap Hoorn stellt eine einzigartige und unvergleichbare Erfahrung dar, dies steht zumindest so im Tagungsprogramm. Bei einem Blick aus dem Fenster um kurz nach fünf Uhr, entschieden wir uns, noch ein wenig länger zumindest bis ca. 6.30 Uhr im Bett zu bleiben. Denn um 7.00 Uhr mussten wir bereits dick eingepackt und mit Rettungsweste bewaffnet auf dem 4. Deck im Salon Sky erscheinen. Wir waren mehr als bereit für den Landgang am sagenumworbenen Kap Hoorn. Trotz Regen und Wind konnten wir mit den Zodiacs raus und an der Insel landen. Dies ist fast nur mit dieser Kreuzfahrt und auch nur bei nicht zu hohem Seegang möglich. Wir hatten super Glück.

Kap Hoorn ist kein eigentliches Kap, sondern eine nur 2x6km grosse Insel mit dem Namen "Isla de Hornos" und der südlichste Aussenposten des südamerikanischen Kontinents. Die Insel erhebt sich 441m über Meer. Während der Herbst- und Wintermonate gibt es hier orkanartige Stürme, denen bis Anfang des 20. Jh. ca. 15'000 Seeleute zum Opfer fielen. Seit 1843 ist das Kap chilenisches Territorium. Es gibt einen Leuchtturm und eine Funk- und Wetterstation. Alle 1- 2 Jahre wechselt die Familie welche auf der Insel lebt. Der Sergeant hat sich sogar Zeit für ein Foto genommen. Zusätzlich gibt es auf der Insel eine kleine Kapelle "Stella Maris".  Auf der kleinen Anhöhe steht das Ehrendenkmal zum Andenken der auf See gebliebenen chilenischen Seeleute. Das 1992 errichtete Metallmonument, wurde gerade 2 Wochen vorher wieder neu aufgebaut, da ein Sturm es komplett zerstört hatte. Es besteht aus zwei Dreiecken, die so gestellt sind, dass die ausgeschnittenen Teile die Kontur eines fliegenden Albatros zeigen. Auf dem Gedenkstein steht folgendes Gedicht geschrieben:

Ich bin ein Albatros, der am Ende der Welt wartet.
Ich bin die vergessene Seele der toten Seefahrer,

die über die Weltmeere kamen, das Kap Hoorn zu umschiffen.

Aber sie starben nicht in den tosenden Wellen.

Sie fliegen heute auf meinen Schwingen der Ewigkeit entgegen

mit dem letzten Aufbrausen der antarktischen Winde.


Einfach mystisch :-)

Wieder zurück auf dem Schiff wurden wir mit einem feinen Frühstücksbuffet verwöhnt. Der Seegang wurde ein wenig stärker, doch ich habe mit Stugeron vorgesorgt. Dieses machte jedoch sooooo müde, dass ich den Rest des Morgens schlafend in der Kabine verbrachte. Das Mittagsbuffet duftete köstlich, doch gross Hunger verspürte ich nicht. Am Nachmittag besuchten wir noch die Vorführung des Dokumentarfilms "Die Antarktische Expedition von Shackleton". Spannende Doku und vor knapp 2 Wochen hat sogar das Handelsblatt über diese Expedition berichtet. http://www.handelsblatt.com/technik/forschung-innovation/shackletons-antarktis-expedition-gefangen-in-der-eishoelle-des-suedens/12618344.html

Am späteren Nachmittag wäre ein weiterer Landgang an die Wulaia Bucht und eine Wanderung zur Anhöhe geplant gewesen. Chris und ich liessen diese sausen, denn das Wetter war sooo schlecht, das man schon vom Boot aus die Insel kaum sah, geschweige denn einen Panaromablick geniessen konnte ;-).

Das Abendessen übetraf wieder alle Erwartungen und war sehr köstlich. Beim anschliessenden Australis-Karaoke haben Chris und ich natürlich voll mitgemacht und auch ein paar Lieder zum besten gegeben.

Pisco Sour sei Dank :-) - Ladies bei unserem nächsten Brunch wird der Prosecco gegen einen Pisco Sour getauscht - mein neues Favorit Getränk. Wir hatten einen sehr lustigen Abend mit den beiden Schweizer Paaren.

Mittwoch, 18. November 2015, Beagle-Kanal - Pia-Fjord und Gletscher, Garibaldi-Fjord und Gletscher

Geniessen Sie frühmorgens das wunderschöne Panorama, das Ihnen die Fahrt durch den Beagle-Kanal bietet. Naja in der Nacht hat es geschneit und draussen war es immer noch grau und trüb, leider kein schönes Panorama. Der Beagle Kanal wurde 1830 vom englischen Kapitän Robert Fitz Roy nach seinem Schiff benannt. Yaghan-Indianer, die Ureinwohner des Feuerlandes, kannten diesen Kanal unter dem Namen Onashaga. Nach dem Frühstück machten wir uns für einen weiteren Landgang am Pia-Gletscher bereit. "And always remeber the three steps" - Ein Schritt auf den Zodiac-Rand, der zweite ins Zodiac rein und der dritte auf dem Rand des Zodiacs nach hinten rutschen und nicht gehen ;-).

Während einer kleinen Wanderung in Gruppen konnten wir den Gletscher von oben und von allen möglichen Seiten bewundern. Zusätzlich gab es noch einen Panoramaausblick, von welchem man über den ganzen Fjord sehen konnte. Es war zwar kein Sonnenschein aber geregnet hat es auch nicht, somit war die Sicht nicht ganz sooo schlecht. Nach der kleinen Tour erwartete uns eine feine heisse Schokolade mit Whisky drin, für die welche bereits um 11.00 Uhr, so etwas vertragen - gell Schatz. Dann gings gesittet mit den Zodiacs zurück zum Schiff.

Nach dem Mittagessen befuhren wir den Garibaldi-Fjord. Dieser Ort wurde nach dem berühmten salesianischen Priester Alberto de Agostini, der für die Vereinigung Italiens im 19th Jahrhundert kämpfte, benannt. Das Schiff fuhr etwas näher an den Gletscher ran, aber auch hier war rundherum leider alles komplett verhangen. Am Abend hatten wir noch ein bisschen Glück mit den Wetter und der Himmel klarte ein wenig auf, so dass wir in den Genuss von ein paar Sonnenstrahlen und blauem Himmel kamen :-). Vor dem Abendessen lauschten wir noch dem Vortrag "Magellan Strasse - Gestern und Heute" und bekamen noch weitere Infos für den nächsten Tag. Den Abend beschlossen wir natürlich wieder in im Salon Sky, diesmal mit einer lustigen Modeschau - Chris mit von der Partie - und einer Bingo-Runde.

Donnerstag, 19. November 2015 - Cockburn-Kanal - Chico Sund - Alacalufe-Fjord - Piloto Gletscher - Agostini-Fjord - Aguila-Gletscher

In der Nacht setzten wir die Kreuzfahrt bis zum südwestlichen Ende des Feuerlandes fort. Heute Morgen kreuzten wir durch die verschlungenen Kanäle der Westküste des Feuerlandes. Die hier herrschende Einsamkeit und Schönheit erinnert daran, dass es auch heute noch grossartige Gebiete gibt, die als unerforscht gelten und mit einzigartiger Geschichte aufwarten. Wir navigierten durch den Cockburn-Kanal und ankerten im Seno Chico (Kleiner Sund). Mit den Zodiac-Booten fuhren wir durch den Alakalufe-Fjord. Die Landschaft dieses Fjords verzaubert durch Gestein, das durch die Bewegung der Eismassen erodiert wurde. Vor uns taucht der wunderschöne blau leuchtende Piloto-Gletscher auf. 

Hier eine kleine Zwischeninfo. Woraus besteht ein Gletscher und warum leuchtet gewisses Eis eigentlich so blau? Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Von Schnee über Firn zu Eis verdichten sich die Schneeflocken zu einem immer engeren Gitter. Durch den Druck des Neuschnees werden die tieferen Schichten zunehmend zusammengepresst und weiter verdichtet, so dass schliesslich kaum mehr Luftbläschen eingeschlossen sind, So dicht gepacktes Gletschereis leuchtet dann blau. Je mehr Luftbläschen drin sind, je weisser leuchtet das Eis.

Nach der Rückkehr hatte man die Möglichkeit noch den Maschinenraum des Schiffes zu besichtigen. Ich liess mir dies nicht zweimal sagen. Wir bekamen dazu ein technisches Datenblatt mit vielen Angaben zum Schiff. Ein paar davon gebe ich gerne an Euch weiter. Unser Schiff hat eine Gesamtlänge von 72.30 Meter und ist 13.40 Meter breit. Der Tiefgang beschränkt sich auf 3.30 Meter, somit kommt die Via Australis auch durch kleine Kanäle hindurch. Das Gesamtgewicht beträgt 2'716 Tonnen. Der Treibstoffverbrauch liegt bei 248 Liter/Stunde wenn beide Motoren in Betrieb sind.

Weiter ging die Reise durch den wunderschönen Agostini-Fjord inmitten der Darwinkordellere (Cordillera de Darwin). Gegen den späteren Nachmittag erreichen wir den Aguila-Gletscher. Hier gehen wir mit den Zodiacs an Land. Auf einer kleinen, leider nasskalten Wanderung, entlang der Küste bis zur Vorderseite des Gletschers Aguila lernten wir noch so einiges über die Fauna dieser Gegend.

Wieder wurden wir am Abholsteg mit einer heissen Schokolade begrüsst. Das tat richtig gut und wärmt auch so wunderbar auf. Bevor es zum Abendessen ging, lauschten wir noch gespannt dem Vortrag über die Magellan Pinguine, den diesen statten wir Morgen noch einen Besuch ab :-). Heute war bereits der letzte Abend auf dem Schiff und wir genossen ein sehr genussvolles Abschiedsmenu. Danach gabs noch einen offiziellen Abschiedstoast mit dem Captain und die Seekarte wurde versteigert, welche der Crew während der Kreuzfahrt zum Kap Hoorn treue Dienste geleistet hat. In der Kabine fanden wir ein vom Captain unterzeichnetes Diplom, dass wir auch tatsächlich das Kap Hoorn erreicht haben.

Freitag, 20. November 2015, Magellanstrasse - Magdalena Island - Punta Arenas

Frühmorgens bereits um 6.55 Uhr standen wir bereit für den Landgang zur Magdalena Island. Willkommen am Naturdenkmal "Los Pinguinos". Dieser Ort ist durch die chilenische Forstbehörde und Organisation CONAF zum Schutz des Wildlifes geschützt. Hier gabs für Manu nochmals fast 70'000 Pinguin Paare welche sich zur Nistzeit dort aufhalten. Leider haben wir noch keine Jungtiere erblickt. Dafür waren auch die Dominikaner Möwen am brüten. Nach der letzten heissen Schokolade inkl. Whisky gings zurück an Board.

Pünktlich um 11.00 Uhr liefen wir im Hafen von Punta Arenas ein. Das Abenteuer im südlichen Polarmeer ist zu Ende. Trotz dem leider eher schlechten Wetter während der Reise, haben wir die Fahrt mit der Via Australis sehr genossen. 5 Tage keinen Rucksack ein- und auszupacken war schon toll :-). Ihr denkt jetzt sicherlich ach die haben ja nur viele Gletscher gesehen, das stimmt aber wir können Euch sagen, jeder davon ist anders und es fasziniert einem jedesmal von neuem wenn man vor einem dieser riesen Eislandschaften steht.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0