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La Paz - die heimliche Hauptstadt Boliviens

La Paz ist das nicht die mit 3600 Metern höchstgelegene Hauptstadt der Welt? Jaaa und doch wieder nein. "El Presidente" versucht den aktuellen Regierungssitz auch zur Kapitale des Landes zu machen, dann aber würde Sucre komplett in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Was wir natürlich nicht ganz verstehen und auch unheimlich schade finden würden.

Wir kommen nach einer anstrengenden Nachtbusfahrt (es gab keine Toilette im Bus und nur einen Stopp mitten in der Nacht mit nicht sehr ansprechenden Toiletten) frühmorgens um 6.30 Uhr in La Paz am Busbahnhof an. Mit dem Taxi fuhren wir zum Bed & Breakfast. Dort öffnete uns ganz verschlafen ein vollbärtiger Araber im typischen Nachtgewand ;-). Auch hier kamen wir in den Genuss auf dem Sofa im Wohnzimmer ein wenig weiterzuschlafen. 

An diesem Tag machten wir in in La Paz nicht sehr viel. Wir organisierten noch unsere Bustickets für die Weiterfahrt zur Copacabana und liefen anschliessend vom Busbahnhof gemütlich zurück zum B&B. Dort relaxten wir ein bisschen und beschlossen am späteren Abend nur kurz was Essen zu gehen. Da wir doch immer noch sehr erschöpft waren von dieser Bustour.

Frisch erholt starteten wir am nächsten Tag unseren Stadtrundgang. Mit der gelben Seilbahn fuhren wir hoch zur Oberstadt "El Alto" genannt. Diese liegt auf 4100 Meter ü. Meer und bietet einem fantastische Ausblicke auf die gesamte Stadt. Wir liessen uns anschliessend durch El Alto chauffieren und fuhren bis zur Station der roten Seilbahn. Während der Fahrt merkt man eindeutig, dass man hier im Armenviertel der Stadt gelandet ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten auf der Welt, wo die Oberklasse auf den Hügeln mit Aussicht wohnt, ist das in La Paz gerade umgekehrt. Der Grund liegt im Höhen- und Temperaturunterschied sowie natürlich auch beim Sauerstoffmangel. So ist es dann auch sehr schwierig auf dieser Höhe im Freien ein Feuer zu entfachen und sich aufzuwärmen, deshalb sind die Leute auch alle warm eingepackt.

Mit der roten Seilbahn fuhren wir anschliessend wieder runter. Hierbei schwebt man über die vielen Toten der Stadt. Der Friedhof scheint unendlich und sieht nicht wie ein für uns normaler Friedhof aus. Unzählige Häuser mit kleinen Kammern übereinander reihen sich hier aneinander. Bei einer Stadt mit mehr als 5 Millionen Einwohnern ist wohl klar, dass nicht jeder sein Einzelgrab erhält. Übrigens sind schon drei solche Seilbahn Linien in Betrieb um diese im Eilzugstempo wachsende Stadt vom Verkehr ein wenig zu entlasten und fünf weitere Linien sind in Planung. Unten angekommen schlenderten wir zur Plaza San Pedro. Von dort startet um 14.00 Uhr unsere Walking Tour durch La Paz.

Danielle, Mrs. Super Women, führte uns und die Gruppe durch die Stadt. Ihre Stories waren einfach nur spektakulär und Sie war mit soviel Elan dabei, dass wir die Tour mit RedCap nur empfehlen können. Vom Plaza San Pedro ging's zuerst zu verschiedenen kleineren Märkten, hierbei erzählte Sie uns einiges über die traditionsbewussten Cholitas (Frauen aus den Anden) welche den Melonenhut auch Bowler genannt auf dem Kopf tragen. Je nach dem wie der Hut sitzt, sieht ein geschultes Auge, ob die Dame bereits vergeben ist oder nicht. :-) Der Ursprung findet der Bowler in den 20er Jahren. Dort hat versehentlich ein italienischer Huthersteller eine ganze Lieferung solcher Hüte nach Bolivien exportiert. Bei den Männern fanden diese Hüte keinen Anklang. Die Importfirma begann sie dann an arme Frauen zu vermarkten und die Melonen wurden als jüngste italienische Frauenmode gepriesen. So begann die bis heute andauernde Tradition.

Weiter ging die Tour zum sogenannten "Hexenmarkt". Hier kann Mann oder Frau gegen jedes Leid irgendetwas kaufen. Sei es Liebeskummer, irgendwelche sonstigen Wehwehchen oder auch grössere Probleme. Ebenso kann man getrocknete Babylamas kaufen. Diese werden hauptsächlich für den "kleinen" Hausbau benötigt. Denn bevor man in Bolivien ein Haus baut, findet zuerst eine Zeremonie statt. Hierbei schaufelt man auf dem Grundstück ein Loch, legt das Babylama und noch viele weitere Gaben wie Cocablätter etc hinein und hält das Ritual ab. Danach wird alles zugeschüttet und darauf das Haus gebaut. Danielle fragte uns schliesslich ob wir glauben, dass ein solches Babylama für Hochhäuser, Brücken oder gar den Seilbahnbau ausreicht. Die meisten der Gruppe verneinten. Dann erzählte sie uns eine solch schaurige Geschichte, dass ich sie denen, welche sie erfahren wollen, lieber persönlich erzähle.

Im Hauptmarkt gab es anschliessend eine kurze Pause, wo wir uns einen leckeren Fruchtsaft aus der Frucht Tumbo (auch Bananen-Passionsfrucht genannt) genehmigten. 

Auf dem Vorplatz der schönen Kathedrale Sao Franciso erzählte uns Danielle, so einiges über die Spanier und ihren Mühen den Katholizismus nach Südamerika / Bolivien zu bringen. Das nächste Ziel war der Plaza Murillo, dieser hält zur Zeit den Rekord mit den meisten Tauben, das ist nicht mehr der Markusplatz in Venedig ;-). Rund um den Platz stehen der Regierungspalast und der Kongress. Die Tour endete schiesslich im Olivers Tavern wo wir einen einheimischen Shot bekamen. 

Am Abend besuchten wir das SwissFondue Restaurant und genossen ein himmlisches Schweizer Käsefondue inkl. einer kalten Fleischplatte.


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Kommentare: 2
  • #1

    Caro (Samstag, 13 Februar 2016 09:02)

    Das mit der Kamera ist ja mal richtig ärgerlich… Hoffe, die neue macht sensationelle Bilder :-)
    Soso…. Fondue, hä… Ein bisschen Heimat?
    Viel Spass.

  • #2

    Joëlle Kilchsperger (Samstag, 13 Februar 2016 18:23)

    Was ihr alles erlebt habt! So toll, eure ganze Reise! Jedenfalls war uns nach der Lektüre klar, dass wir wieder nach Chile und Argentinien reisen und die Orte, die wir noch nicht gesehen haben, besuchen müssen. Ebenso hat es uns Bolivien angetan, nachdem wir eure Bilder gesehen haben. Zum Glück hat Christoph immer zwei Kameras dabei ;)
    Wo ihr wohl jetzt seid? Wir sind gespannt auf die Fortsetzung und wünschen euch weiterhin viele schöne Erlebnisse.
    Herzlich Joëlle und Christoph